DIDIER HINZ REISEFOTOGRAFIE

Was damals war: Rückblicke auf die Weltgeschichte

14. Oct 2017

Zur Geschichte der marokkanischen Juden

Die ersten belegten Zeugnisse jüdischer Zivilisation in Nordafrika reichen in die vorchristliche Römerzeit zurück. Ihr Ursprung ist jedoch wissenschaftlich nicht restlos geklärt: Genetische Studien lassen eine Einwanderung aus Judäa vermuten wie auch Konvertierungen innerhalb der (berberischen) Urbevölkerung. Gut möglich aber, dass die ersten Juden bereits mit den Phöniziern kamen, die im heutigen Libanon beheimatet und Nachbarn der Hebräer waren, und lange vor den Römern in Chellah (dem heutigen Salé bei Rabat), Tingis (Tanger) und Lixus (Larache) Handelskontore unterhielten. 
Marokkanische Juden im Mellah
Die Juden Marokkos blicken auf eine wechselvolle, meist leidvolle Geschichte zurück. Bereits im spätrömischen Reich (unter Kaiser Justinian und dessen Heeresführer Belisar) waren sie Opfer von Schikanen, Verfolgungen und Zwangskonvertierungen. Am Vorabend der arabischen Eroberungszüge erlebt Marokko eine erste Zuwanderungswelle von Juden aus der iberischen Halbinsel, die von den Westgoten, die inzwischen zum katholischen Glauben übergetreten waren, verfolgt wurden. Weiterlesen...
10. Oct 2017

Zur Internationalen Zone Tanger

Tanger an der Meerenge von Gibraltar
Nach den arabischen Eroberungszügen stand Tanger erstmals im 15. Jahrhundert für rund 200 Jahre unter portugiesischer Fremdherrschaft. Im 19. Jahrhundert wurde die Stadt Sitz der beim Sultan akkreditierten europäischen und außereuropäischen Auslandsvertretungen, insbesondere der 1821 eröffneten "amerikanischen Gesandschaft", der ersten ständigen Vertretung eines Landes weltweit...Weiterlesen...
10. Aug 2016

Auf den Spuren der Roten Khmer

Das Terror-Regime der Roten Khmer unter seinem Führer Pol Pot - das "Demokratische Kampuchea", wie das Land zwischen 1975 und 1979 offiziell hieß - bildet eine wahrlich tragische Zäsur in der neueren Geschichte Kambodschas. Man muss sich ein paar Fakten in Erinnerung rufen, um zu verstehen, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte: 1975 regiert Prinz Norodom Sihanouk das Land bereits seit 20 Jahren und wird vor allem von der Landbevölkerung als "Gottkönig" verehrt.  
Ehemaliges Verhörzimmer in Tuol Sleng (S-21)
Seit ebenfalls 20 Jahren führen die Südvietnamesen Krieg gegen den kommunistischen Norden - stellvertretend für die Amerikaner, die sich dem wachsenden chinesischen Einfluss in der Region mit allen Mitteln widersetzen wollen. Obwohl Kambodscha zunächst eine neutrale Position einzunehmen versucht, kann Prinz Sihanouk nicht verhindern, dass vietnamesische Kämpfer in dem Land operieren und dadurch Spannungen zwischen kommunistischen und nationalistischen Kräften auf der einen und dem konservativen, pro-amerikanischen Lager um Premier General Lon Nol auf der anderen Seite zu einem blutigen Bürgerkrieg anwachsen. Weiterlesen...
1. Oct 2017

Marokko und seine Berber

Das Wort "Berber" ist der ethnologische Begriff für die Urbevölkerung Nordafrikas. In der Antike nannte man die Berber je nach Siedlungsgebiet auch Libyer, Numidier, Gaetuler, Garamanten oder Mauren. Ihre anthropologische Herkunft ist unklar, einiges deutet darauf hin, dass sie auf eine Zuwanderung aus Eritrea und Äthiopien zurückgeht. Berber sprechen verschiedene, aber miteinander verwandte Dialekte, die man heute unter dem Begriff Tamazight zusammenfasst. Berber bezeichnen sich als Amazigh, was so viel bedeutet wie "freier Mensch".  
Thaleb und Salah im Berberzelt bei Foum Zguid im Antiatlas
Nomadische Berber im Aantiatlas
Im Zuge der arabischen Eroberung Nordafrikas im 7. und 8. Jahrhundert wurden die Berberstämme islamisiert. Neben der Religion nahmen viele auch die arabische Sprache ihrer Eroberer an. So ist heute eine eindeutige ethnische Zuordnung der Nordafrikaner anhand der Sprache kaum mehr möglich. Deshalb sollte man korrekter von "ethnischen Berbern" sprechen. Die meisten von ihnen sprechen nicht mehr die Sprache ihrer Urväter, sondern maghrebinische, dem Arabischen entlehnte Dialekte. Diese arabophonen Berber bezeichnen sich gerne selbst als "arabisierte Berber". Weiterlesen...
26. Oct 2017

Die Lehmarchitektur der Berber: Kasbah, Ksar & Co.

Kasbah in Ksar Ait Benhaddou
Der aus dem Arabischen abgeleitete Begriff "Kasbah" ist eine verhältnismäßig neue Wortschöpfung und wird heute in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. So werden zum Beispiel die alten Lehmbauviertel innerhalb größerer Städte als Kasbahs bezeichnet. Diese Viertel waren aus Stampflehm und Palm­stämmen/-zweigen gebaut, oft von einer Mauer umgeben, und beherbergten die Verwaltung und andere hoheitliche Einrichtungen. Innerhalb dieser Kasbah-Viertel gab es gelegentlich auch einen eigenen Bereich für die jüdische Gemeinde, wozu dann auch eine kleine Synagoge gehörte...Weiterlesen...
22. Feb 2018

Die Amerikaner in Marokko

Die amerikanischen Beziehungen zu Marokko haben eine lange Tradition. Sie gehen auf einen bis heute ungebrochenen Freundschaftsvertrag aus dem 18. Jahrhundert zurück, dem dann 1821 eine ständige diplomatische Vertretung folgte: die "Amerikanische Gesandtschaft" in Tanger. Die strategischen Interessen der USA in Marokko wurden bereits 1906 offenbar. Damals, auf der Konferenz von Algeciras, wo es darum ging, die Rolle Deutschlands bei der Kolonisierung Marokkos zu verhandeln, unterstützen sie die Position Frankreichs, das im Begriff war, sich als alleinige Schutzmacht in Marokko zu etablieren.  
Amerikanische Soldaten im Hafen von Casablanca (1942)
Aus amerikanischer Sicht wollte man die Deutschen, die bereits im heutigen Essaouira Handelsniederlassungen unterhielten, unbedingt daran hindern, an der afrikanischen Atlantikküste weiter Fuß zu fassen. Die Befürchtung war, die Deutschen könnten von der Küste aus weiter nach Westen streben und Lateinamerika angreifen und dadurch die USA bedrohen. Dazu bemühte man auch die Monroe-Doktrin aus dem 19. Jahrhundert, die jede Einmischung Europas auf dem amerikanischen Kontinent verurteilte. Im Zweiten Weltkrieg bot sich ihnen dann erstmals die Gelegenheit, ihre "Interessen" nicht nur diplomatisch, sondern auch militärisch zu "verteidigen"... Weiterlesen...
18. Nov 2017

Der Westsahara-Konflikt: Realpolitik vs. Völkerrecht

Die Nationalstraße 1 durch die Westsahara
Mit der 1945 verabschiedeten Charta der Vereinten Nationen (UNO) hat sich die Weltgemeinschaft ein neues Völkerrecht gegeben, das die Staaten in ihrem Handeln an gewisse Prinzipien bindet. Zu ihnen gehört - neben anderen - ein allgemeines Gewaltverbot gegenüber Drittstaaten sowie das Annexionsverbot fremden Territoriums. Neben der Einhaltung dieser allgemeinen Prinzipien kann ein Staat auch an spezielle Weisungen gebunden werden, die der Weltsicherheitsrat der UNO in einem konkreten Konfliktfall gegen ein Land beschließen kann. Solche Resolutionen des Weltsicherheitsrats sind dann als Interpretation und Konkretisieung der allgemeinen Prinzipien zu verstehen. Soweit die Theorie...Weiterlesen...
15. Mar 2018

Marokko: Der Weg in die Unabhängigkeit (1956)

Historisch speist sich die marokkanische Gesellschaft aus zwei ethnischen Quellen: den einheimischen Berbern einerseits, und den Arabern, die im Zuge der islamischen Eroberungszüge im 7. und 8. Jahrhundert aus der arabischen Halbinsel ins Land kamen, andererseits. Die freien Berberstämme, die aufgrund ihrer tribalen Sozialstruktur nie eine Zentralgewalt kannten, gehen traditionell auf Abstand zu den arabischen Sultanen und ihrem Machtapparat ("Makhzen") und neigen als "freie Menschen" dazu, sich jeder Vereinnahmung durch Fremdmächte zu widersetzen. So ist das Land lange Zeit gespalten in einen städtischen Bereich an der Küste, wo das Gesetz des Sultans durchgesetzt werden kann (bled makhzen) und ein abtrünniges Hinterland (bled siba), wo die Berberstämme des Rif- und Atlasgebirges nach alten Stammessitten siedeln.  
Sultan Ben Youssef erhält die Auszeichnung "Compagnon de la Libération" von General De Gaulle (1945)
In den 44 Jahren, die Frankreich seine Herrschaft über Marokko ausübt, wird das Land nacheinander von insgesamt 15 Statthaltern, so genannten "Generalresidenten" regiert. Sie alle vertreten - mal nachsichtiger, mal autoritärer gegenüber dem Sultan und seinen muslimischen Untertanen - die Kolonialpolitik ihrer jeweiligen Regierung. Neben ihrem vertraglichen Auftrag, die abtrünnigen Stammesgebiete zu "befrieden" und dort die Macht des Sultans zu sichern, beutet die Protektoratsverwaltung das Land wirtschaftlich aus und sichert ihren europäischen Siedlern (viele Korsen unter ihnen) gute Geschäfte.
 
Die vergleichsweise hohe Zahl von Generalresidenten, die die französische Regierung immer dann ablöst, wenn es im Protektorat Probleme gibt, erinnert an so manchen Fußballverein, der bei ausbleibendem Erfolg als erstes seinen Trainer auswechselt... Anscheinend war es mit der "Befriedung" nicht so einfach... Weiterlesen...
23. Dec 2016

Die Kolonialgeschichte Indochinas

Die ersten Franzosen, die sich bereits im 16. Jahrhundert in "Indochina" vor allem in der Nähe der großen Flüsse niederließen, am Roten Fluss im Norden und am Mekong-Delta im Süden, waren katholische Missionare. Sie waren sozusagen die Kundschafter und Wegbereiter der späteren militärischen Eroberungen.  
Zwangsarbeiter im franz. Indochina
Der Begriff "Indochina", den die Franzosen dem Gebiet gaben, das heute die drei Staaten Vietnam, Laos und Kambodscha überspannt, verrät ihr Hauptanliegen: eine Handelsverbindung zwischen dem damals britisch verwalteten Indien und dem ebenfalls unter dem europäischen Joch stehenden China zu errichten.
 
Zu jener Zeit blickte Indochina auf eine zweitausendjährige Tradition zurück, mit buddhistisch-konfuzianischem Weltbild und unter starkem chinesischen Einfluss. Der Kaiser war das unangefochtene Oberhaupt der Gesellschaft. Manche Kaiserreiche standen unter der Schutzherrschaft Chinas. Die bäuerliche Gesellschaft war in Dorfgemeinschaften organisiert, die die kommunalen Anbauflächen gemeinsam bewirtschafteten und die Ernten untereinander aufteilten. Weiterlesen...