Wir besuchten das diesjährige, in dem kleinen Städtchen Jerez de la Frontera in Andalusien stattfindende Flamenco-Festival nun das siebente Mal. Das Programm der ersten sechs Tage, die wir dort waren, war wie immer vielseitig und anregend.
Beispielhaft sei die Choreografie von Patricia Guerrero genannt, die am Bühnenrand zwei Knaben in roter Mönchskutte mittelalterliche Kirchengesänge in Kopfstimme vortragen ließ. Solcherlei Einfälle verleihen ihrer Darbietung eine subtil witzige Note, die das Publikum begeisterte.
Auch das Programm der schon etwas älteren Manuela Carpio hat überzeugt und wurde vom Publikum bejubelt.
Neben den klassischen bzw. traditionellen Darbietungen gab es aber auch Modernes zu sehen. Das Programm Ultrahigh bewies, dass sich auch der Jazz mit dem Flamenco gut verträgt.
Das Festival wäre nicht das, was es ist, wäre es nicht auch ein Fest der Begegnungen. Das beginnt zum Beispiel schon mittags in der Casa Gabriela am Plaza Plateros, wo sich die Flamencas ein erstes Mal treffen. Die Morgenkurse und -workshops sind zu Ende, bis zum Nachmittagsunterricht ist nun Zeit, sich ausgiebig auszutauschen, bei einem kühlen Bier oder einem Glas Wein, und mit immer mal wieder die eine oder andere Leckerei. Die Sonne wirft zu dieser Jahreszeit noch lange Schatten, so dass Sonnenhungrigen nichts anderes übrig bleibt, als mit ihren Stühlen und Tischen dem Lauf der Sonne zu folgen. Zu den Flamencas gesellen sich natürlich auch einfache Festivalbesucher und Touristen, die die Sonne und das Treiben auf dem kleinen Platz genießen. Besonders fleissige Flamencas sitzen hier übrigens kaum, man sieht sie aber zu bestimmten Zeiten über den Plateros-Platz eilen, auf ihrem Weg von oder zu einer Tanzwerkstatt. Es sind meist Japanerinnen.
Nach einer verdienten Siesta trifft man sich dann allabendlich im Foyer des Teatro Villamarta wieder, wo um 21 Uhr die Hauptveranstaltung des Festivaltages beginnt.
Nach der Veranstaltung eilt dann die informierte Menge vom Theater in ein nah gelegenes Gässchen, wo sich die angesagte Bar "La Reja" (das Gitter) befindet. Die Kneipe ist nach den Veranstaltungen proppenvoll und die Stimmung ausgesprochen gelöst.
Die Spezialität des Hauses sind belegte Brötchen, die es in unzähligen Variationen gibt. Sonst gibt es lediglich "Queso y Jamon", beides köstlich, als Tapa für den kleinen oder als Ración für den größeren Hunger erhältlich. Nicht zuletzt sorgt aber auch der temperamentvolle und kommunikative Wirt dafür, dass die Gäste immer wieder gerne hier einkehren.
Nicht selten findet sich zu späterer Stunde auch der eine oder andere Künstler ein, den es nach dem Bühnenauftritt hierher lockt, um sich von der Fangemeinde feiern zu lassen.
Wer rauchen mag oder frische Luft braucht, verlagert seinen Aufenthalt vor die Tür. Auch hier kann es gelegentlich eng werden!