DIDIER HINZ REISEFOTOGRAFIE

Der marokkanische Antiatlas (2017)
dh / 3. May 2017 / 1 Likes

Der marokkanische Antiatlas (2017)

Eindrücke aus dem Land der Schlöh

Der Antiatlas ist eine - geologisch gesehen - alte Gebirgskette, die den äußersten Süden Marokkos entlang der algerischen Grenze von West nach Ost durchzieht. Nach Süden hin geht die zerklüftete Landschaft erst in eine Stein- und Geröllwüste, dann in die große Sahara über. Weil die Gipfel des Antiatlas deutlich niedriger sind als jene des etwas nördlich verlaufenden Hohen Atlas mit seinen Viertausendern, nennen die Marokkaner sie den "kleinen" Atlas.
 
Auf der Nationalstraße N12 kann man dem Gebirge auf seinen südlichen Ausläufern von der Atlantikküste ab Sidi-Ifni 29°22′55″N 10°10′8″W bis nach Rissani 31°17′16″N 4°17′27″W im Osten folgen. Das sind mehr als 850 Kilometer Asphalt, die den Besucher an bizarren Felsformationen vorbei, durch malerische Bergdörfer und Oasen führen. Außerhalb der wenigen Oasen, wo Dattelpalmen und Getreide prächtig gedeihen, besteht die karge Vegetation aus nicht viel mehr als Akazien, Arganbäumen und Kaktusfeigen. Die Gegend ist entsprechend dünn besiedelt. Es scheint, als lebten hier mehr Ziegen und Kamele als Menschen.
 
Diese Region Marokkos ist als Siedlungsgebiet der "Amazigh"-Berber bekannt, der vorislamischen Urbevölkerung des Landes also. Die hier ansässigen Stämme sind die "Schlöh" (frz.: Chleuh), sie sprechen ihr eigenes Dialekt ("Tachelhit"), das der Berberspachfamilie des Tamazight zugeordnet wird. Das traditionelle Alphabet ist das "Tifinagh", hier das Wort in dieser Schrift: ⵜⵉⴼⵉⵏⴰⵖ. Seit 2011 wird die Berberkultur in Marokko vom Staat gefördert, und das Tamazight ist als Zweitsprache offiziell anerkannt. So erklärt sich, dass die ungewohnten Schriftzeichen neuerdings auch die Autobahnen sowie einige Gebäude zieren. 
Dreisprachiger Wegweiser zur Koranschule in Tirgte (Antiatlas)
Will man die nördliche Seite des Gebirges erkunden, nimmt man die Nationalstraße N10. Sie führt annährend parallel zur N12 von Agadir 30°25′33″N 9°36′57″W nach Errachidia 31°55′8″N 4°26′52″W. Möchte man von der Südseite auf die Nordseite wechseln, gibt es nur eine Stelle, wo das einigermaßen bequem geht: Die Nationalstraße N9 durchquert das Gebirge an der Stelle, wo das Tal des Flusses Drâa es unterbricht, und verbindet die Wüstenoase M′Hamid 29°49′29″N 5°43′11″W im Süden mit der Filmstadt und Provinzhauptstadt Ouarzazate 30°55′11″N 6°54′37″W im Norden.
 
Auf der Grundlage dieses Straßennetzes lässt sich der Antiatlas gut erkunden. Auf unserer Reise im März 2017 sind wir vom Atlantik aus auf seiner Südseite bis nach M'Hamid gefahren. Dort sind wir durch das malerische Drâa-Tal auf die Nordseite gewechselt, um über Ouarzazate und die Straße der Tausend Kasbahs in die Wüstenstadt Merzouga 31°7′51″N 4°0′54″W im äussersten Südosten zu gelangen. Zurück haben wir es umgekehrt gemacht: Bis ins Drâa-Tal auf der Südseite geblieben, dann auf der Nordseite mit einem Umweg über die Berberstadt Tafraoute 29°43′13″N 8°58′22″W wieder an die Küste.
 
Manche Orte erreicht man allerdings nur, wenn man den Asphalt verlässt und sich eine geeignete Piste sucht. Das gilt insbesondere, wenn man die großen Sanddünen im Süden erreichen will. Mit unserem Geländewagen war das aber kein Problem.
 
 

Die Landschaft des westlichen Antiatlas

 
Unsere erste Nacht im Antiatlas verbringen wir auf einem Campingplatz nahe der Ortschaft Icht. Das Borj Biramane 29°3′32″N 8°51′10″W wird von zwei nicht mehr ganz jungen Franzosen ("Philippe" heißt einer) geführt, die sich offensichtlich für Wüsten-Rallyes begeistern lassen und dieses Jahr in einem getunten kleinen Renault R4 an den Start gehen werden. Das weitläufige Anwesen, einst ein Ruheplatz für Kamele im Karawanenverkehr mit Schwarzafrika, liegt sehr malerisch am Fuß einer hohen Bergwand, neben einem kleinen Flusslauf, wo tags Ziegen grasen und nachts die Frösche quaken. Es wird ein betont entspannter Umgang gepflegt. Die Halbpension in einem komfortablen Lehmbungalow im regionalen Kasbah-Stil kostet knapp 40 Euro pro Person und Nacht. Das Abendessen (Couscous und Tagines) ist sehr gute Hausmannskost. Nach dem Essen lässt man auf der stimmungsvoll beleuchteten Terrasse den anstrengenden Tag bei einem kühlen Bier oder einem Glas Wein ausklingen.  
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Typisches Dorf des westlichen Antiatlas (zw. Guelmim u. Icht)
Unser "Bungalow" im Borj Biramane
Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf den Weg. Wir nehmen eine Steinpiste, die uns erst zur Oase Tadakoust führt, wo es pyramidenförmige Felsformationen und einige alte Felszeichnungen zu sehen gibt. Weiter geht es dann über Ait-Ouabelli wieder auf den Asphalt bis zum Palmenhain von Akka mit seiner schönen Oase Oasis Amond 29°26′5″N 8°16′3″W. Vorher kommt man noch durch Agadir Ouzrou 29°25′59″N 8°15′0″W, wo sich ein Blick auf die Fassade des größten befestigten Getreidespeichers der Region lohnt. Solche Speicher, in der Region "Agadir" genannt, dienten einst dazu, die Getreidevorräte einer größeren Gemeinschaft vor Räubern zu schützen. Durch ihre massive Bauweise haben viele zwar die Zeiten überdauert, ihrer ursprünglichen Funktion aber hat man sie längst entledigt. Die Gegend ist karg, viel Geröll, hier und da eine Akazie, ab und an eine Ziegenherde.  
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Wegweiser in der Steinwüste bei Icht
Auf dem Markt von Tata decken wir uns mit Obst, Oliven und Brot ein. Dann begeben wir uns auf eine Piste Richtung Ost-Nordost mit dem Tagesziel Foum Zguid. Als die Piste zu steinig wird, kehren wir auf den Asphalt der N12 zurück. Vor der Kulisse grandioser Felsformationen münden zu Mondlandschaften gewandelte, vertrocknete Flusstäler plötzlich in eine grüne Oase. Es ist die Oase von Tissint, wo wir am Zusammenfluss 29°54′36″N 7°19′48″W zweier Wasserläufe Rast machen. Wasser gibt es hier reichlich, es lockt Wildenten an und speist an anderer Stelle einen kleinen Wasserfall. Es ist mit 35°C für einen Märztag außergewöhnlich warm.  
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Landschaft bei Tissint im Antiatlas
Die Nordseite des westlichen Antiatlas entlang der Nationalstraße N10 ist feuchter und fruchtbarer, aber auch zerklüfteter als seine südlichen Ausläufer. Der Ort Taliouine, zwischen Taroudant und Ouarzazate gelegen, ist das Zentrum der Safran-Produktion in Marokko. Wir machen hier Station und übernachten in der Auberge Souktana 30°31′27″N 7°53′20″W. Zum Abendessen gibt es ein gebratenes Hähnchen mit Bratkartoffeln und grünen Bohnen, eine angenehme Abwechselung zu den zahlreichen Tagines der letzten Tage! Am Kaminfeuer führen wir ein nettes Gespräch mit dem Besitzer Ahmed, einem großgewachsen Mann mit angegrautem Pferdeschwanz, der aus der Wüstenoase M′Hamid stammt. Während er unseren mitgebrachten Pastis genüsslich mit uns teilt, erzählt er uns stolz, wie er das Anwesen vor vielen Jahren zusammen mit seiner französischen Frau erworben hat und was er all für Pläne noch hat... Eine angenehm persönliche Begegnung. 
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Der westliche Antiatlas bei Taliouine
 
 

Tafraout und seine blauen Steine

 
Die "Hauptstadt der Berber" im westlichen Antiatlas, sagt man, ist Tafraout 29°43′12″N 8°58′22″W. Sie liegt in etwa 1200 Metern Höhe und ist vollständig von hohen Bergen umgeben. Entsprechend mühsam ist die Anfahrt, egal aus welcher Richtung man kommt. Enge, einspurige, sehr kurvige und stellenweise kaputte Straßen machen jedes Ausweichen zu einem delikaten Manöver. Dafür wird man aber mit landschaftlich sehr schönen Ausblicken belohnt! Die unmittelbare Umgebung von Tafraout ist vulkanischen Ursprungs, was man an den überall herum liegenden Felsbrocken leicht erkennen kann. Die Granitsteine sind im Laufe der Jahrtausende durch Wind und Wetter rundgeschliffen worden und geben der Landschaft durch ihre Größe und ihre zufällige Verteilung etwas Surreales. Mancherorts wirken sie wie aufeinander gestapelt und bilden bizarre Gebilde. Die bekannteste Figur dieser Art ist der "Chapeau de Napoléon" (frz.: ′Napoleons Hut′), zwei Kilometer südlich der Stadt. Von einer bestimmten Seite aus gesehen, gleicht der obere Teil des Felses in der Tat der Hutform Napoleons. Die Steine haben auch den belgischen Künstler Jean Vérame inspiriert. 1984 kam er mit 18 Tonnen blauer und rosa Farbe hierher, um damit gleich ein ganzes Tal künstlerisch zu gestalten. Seine "Blauen Steine" (frz.: ′Rochers peints′) liegen unweit des Chapeau Napoléon und sind eine Sehenswürdigkeit Tafraouts. Leider verblassen die Farben trotz eines zwischenzeitlichen Neuanstrichs immer mehr, wodurch das Ensemble an Wirkung einbüßt. 
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Der Granitfelsen ("Napoleon´s Hut") bei Trafraout
Im Frühjahr grünt es hier, was den Ort dann zum idealen Ausgangspunkt für Wanderungen macht. Vergleichsweise viele Touristen machen hier Station. Nicht wenige kommen im Wohnmobil hierher und kampieren im Schatten der Blauen Steine. Wir sehen sogar einen als mobiles Heim ausgebauten 7,5-Tonner aus Europa dort stehen, die Besatzung scheint sich hier für einen längeren Aufenthalt eingerichtet zu haben. Die Händler im Dorf leben recht gut von den Touristen, hat man den Eindruck. Sie bieten Kunsthandwerk an, vornehmlich Berberschmuck und Lederwaren. Eine gewisse Exklusivität haben die Berber-Babouchen: Das Schuhwerk unterscheidet sich deutlich von den bekannteren arabischen Babouchen, und man bekommt es (fast) nur hier. 
Kunsthandwerkverkauf in Tafraoute im westlichen Antiatlas
 
 

Die Sanddünen bei Foum Zguid

Ich muss vorausschicken: Es war schon lange mein Traum, die Schönheit von Sanddünen mit dem Fotoapparat eindrucksvoll einzufangen. Das wollte mir bisher nie so recht gelingen. Hier, so meine Absicht, werde ich es noch einmal versuchen.
 
Es gibt im "Großen Süden" Marokkos, so nennen die Franzosen den nördlichen Rand der Sahara, zwei bekannte Stellen, wo hohe Sanddünen relativ einfach anzufahren sind. Das ist einmal das Erg Chegaga bei M′Hamid 29°49′33″N 5°43′1″W am Drâa-Fluss, und dann das Erg Chebbi bei Merzouga 31°6′18″N 4°1′15″W im Südosten Marokkos. Wir werden diese beiden Orte ansteuern. Aber es kommt zunächst anders. An der N12 liegt der kleine Oasenort Foum Zguid 30°5′1″N 6°52′24″W, wo wir zum Übernachten Halt machen. Wir kehren in die Auberge l'Oasis ein, eine einfache Lehmunterkunft, wo uns Mustafa sehr freundlich empfängt. Die Lehmräume sind zwar mangels Fenster arg dunkel, aber das ist in dieser kargen Gegend wohl nichts Außergewöhnliches. Die Halbpension kostet für zwei Personen knapp 40 Euro, ein angemessener Preis, wie sich spätestens beim Abendessen herausstellen wird: Die "Tagine au citron", der traditionelle Schmortopf mit Huhn und eingelegten Zitronen, schmeckt köstlich. Das Bier dazu haben wir uns ein paar Tage zuvor besorgt. Außer uns ist nur noch eine Gruppe niederländischer Backpacker da, die sich im Hof ein Holzfeuer anfachen lassen, um später dort andächtig beisammen zu sitzen.  
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Unsere Herberge in Foum Zguid (Antiatlas)
Im Laufe des Abends erzählt uns Mustafa, dass er Wüstentouren organisiert. 200 Euro soll eine solche Tour kosten, inklusive Verpflegung und Übernachtung. Mit dem Geländewagen soll es zu einem "Campement" in der Wüste gehen, abseits aller Touristenpfade, verspricht er uns. Ich bin erst skeptisch, hatte ich mich doch darauf eingestellt, die Dünen um M'Hamid auf eigene Faust zu erkunden. Mustafa zeigt uns Fotos mit den landschaftlichen Highlights der Tour, darunter beeindruckende Bergsilhouetten, Versteinerungen, urtümliche Echsenarten und die Sanddünen natürlich. Nicht schlecht! Wir schlafen eine Nacht über sein Angebot und sagen am nächsten Morgen zu.
 
Das Tourprogramm beginnt bereits in Foum Zguid selbst. Während Mustafa sich auf sein Moped schwingt, um letzte Einkäufe für unsere Tour zu erledigen, lädt uns Thaleb, wohl ein Verwandter Mustafas und heute unser Reiseführer, zu einem Rundgang durch die nahgelegene Kasbah ein. Es handelt sich um ein verfallenes kleines Lehmdorf, in dessen Ruinen sich aber das Leben seiner einstigen Bewohner recht gut nachempfinden lässt. Sogar das frühere Judenviertel, das Mellah, freilich nicht größer als ein paar Häuser, ist noch zu erahnen und erinnert an eine gar nicht so ferne Vergangenheit, als Juden und islamisierte Berber im Atlas Tür an Tür lebten.
 
Es stellt sich heraus, dass wir heute die einzigen Teilnehmer sind, dennoch findet die Tour wie geplant und in vollem Umfang statt. Weil wir am nächsten Tag nicht mehr zurück zur Herberge, sondern weiter nach Osten wollen, folgen wir der Führungsmannschaft mit unserem eigenen Wagen. Während Salah routiniert und entspannt seinen Land Cruiser über Sand- und Steinpisten lenkt, sorgt Thaleb dafür, dass wir an den angekündigten Sehenswürdigkeiten anhalten und fotografieren können.  
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Der sog. Tagine-Berg im Antiatlas bei Foum-Zguid
Hin und wieder bremst Salah ab und zeigt mit dem Finger in die Weite der Steinwüste. Wir wissen erst gar nicht, worauf wir Ausschau halten sollen, aber bald erfahren wir, dass es um Wüstenechsen geht, deren leuchtende Farben man in dem Grau der Steine gar nicht vermutet. Einmal legt Salah sogar eine Vollbremsung hin, springt aus dem Wagen und rennt einem Exemplar hinterher, leider vergeblich. Aber so muss es wohl aussehen, wenn Berber diese Tiere jagen. Etwas weiter machen wir wieder Halt und begeben uns zu Fuß in das scharfkantige Gestein. Dort zeigt uns Thaleb versteinerte Schnecken und Trilobiten, Fossilien urzeitlicher Meeresbewohner, die auf eine Zeit zurückgehen, als die Sahara noch überflutet war. Heute ist sie bekanntlich eine Wüste, und ihre Austrocknung scheint noch lange nicht abgeschlossen zu sein. Der nahe gelegene Iriki-See Iriki-See');">29°49′48″N 6°31′12″W zum Beispiel, in den 1990er Jahren, so hört man, noch eine große Wasserfläche und auf Karten heute noch als solche blau eingezeichnet, hat sich inzwischen in eine öde Sandfläche verwandelt.
 
Etwas später fahren wir auf ein einsam gelegenes Berberzelt zu, wo eine Nomadenfamilie lebt. Das Familienoberhaupt ist nicht zugegen, der Ziegenhirte hütet "irgendwo draußen" seine Tiere. Seine beiden Frauen empfangen uns ohne viel Worte. Man kennt sich offensichtlich. Wir machen es uns im Zelt bequem, und während die jüngere (und hübschere) der beiden Frauen unauffällig verschwindet, macht sich die ältere daran, uns einen Tee zuzubereiten. Während dessen unterhält uns der kleine Sohn mit seinen verschmitzten Spielchen. Nach dieser Stärkung geht′s dann weiter in die weite Ebene des ausgetrockneten Iriki-Sees. Dort, neben einer einsamen Palme, auf einer Erhöhung aus Lehm, steht ein Tisch und ein paar Stühle: In diesem Freiluftrestaurant verbringen wir bei einem Tomatenomelett unsere Mittagspause. 
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Thaleb und Salah an einem Brunnen bei Foum Zguid im Antiatlas
Nach der Rast geht es weiter zum Campement 29°56′9″N 6°24′23″W, einem windgeschützten Platz inmitten hoher Sanddünen, auf dem ein paar wenige Lehmhütten und Zelte aufgebaut sind. Außer uns ist niemand weit und breit zu sehen! Das Licht der Nachmittagssonne wirft bereits lange Schatten und fügt die Braunschattierungen der Sandberge, die der Lehmwände und der Zeltstoffe zu einer eindrucksvollen Farbkomposition zusammen. Die Anmut des Ortes und die absolute Ruhe sind überwältigend.
 
Nachdem wir die uns zugewiesene Hütte bezogen haben, drängt es Alex und mich sofort auf die Dünen. Denn nur von dort oben hat man den nötigen Weitblick, um die Umgebung in Augenschein zu nehmen. Die Sonne steht tief. Die Schatten, die sich bereits an den Kämmen und in den Sandtälern bilden, stimmen den Fotografen hoffnungsvoll. Denn nichts ist eintöniger als eine Dünenlandschaft, die zur Mittagszeit aufgenommen wurde, mögen die Dünen noch so hoch und ihre Formgebung noch so interessant sein. Erst die Schatten, die der schräge Lichteinfall an den Abbruchkanten der Berge und an den fein gegliederten Bodenwellen erzeugt, geben dem Foto die nötige Zeichnung.
 
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Unsere Schlafhütte in den Sanddünen
 
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Sanddünen in der marokkanischen Sahara (nahe Foum-Zguid)
 
Am Abend geht der Vollmond auf und flutet den ganzen Platz in helles Licht. Nach dem Essen (eine Huhn-Tagine natürlich) wird aus getrockneten Palmenzweigen ein Feuer gemacht, und bis zum Schlafengehen singen unsere beiden Begleiter am Lagerfeuer melancholische Lieder aus der Wüste. Der Himmel hängt voller Sterne, am Boden neben uns amüsiert sich eine Springmaus. In der Nacht weht dann aber ein heftiger Wind über das Lager, der meine Sandalen, die ich vor die Hütte gestellt habe, davonwehen wird... Bei Sonnenaufgang geht′s noch einmal in die Dünen zum Fotografieren. Anderes Licht, andere Fotos!
 
Am Feuer im Antiatlas: Thaleb und Salah singen Wüstenlieder
 
Nach dem Frühstück wird alles zusammengepackt und das Lager geschlossen. Dann fahren wir zu Thalebs ca. 12 km entferntes Heimatdorf Zaouia Sidi Abd'''en-Nebi en-Nebi');">29°58′2″N 6°26′7″W, wo wir einen kleinen Rundgang machen, ohne jedoch die Zeit zu haben, seiner Familie den geplanten Besuch abzustatten. Wie das Wort "Zaouia" nahelegt, war das Dorf Wirkungsstätte einer islamischen Bruderschaft (vermutlich eines Sufi-Ordens) und beherbergt einen Marabout mit angegliedertem Friedhof. Ein Marabout'' bezeichnet in Nordafrika ein kuppelförmiges Steingebäude, wo ein örtlicher Heiliger posthum verehrt wird.
 
 

Die Dünen bei M′Hamid

 
Zum Abschluss der Unternehmung begleiten uns Thaleb und Salah noch ein Stück nach Osten zu einer Piste, von der aus wir dann alleine zur Oase M′Hamid 29°49′39″N 5°43′42″W finden, während sie wieder ihre Heimfahrt antreten. Die Piste nach M'Hamid führt an der Quelle Source Sacrée Abderrahmane 29°52′58″N 6°7′6″W vorbei, unweit der Dünen von Chegaga, und ist wegen einiger unbequemer Weichsandfelder nicht ganz leicht zu fahren. Kurz vor M'Hamid überholen wir drei Geländewagen aus dem deutschen Saarland, die berichten, dass einer ihrer Wagen in den Dünen bei Chegaga in ein Loch gefahren sei und einer ihrer Leute dabei verletzt wurde, und sie darum nun auf dem Weg in ein Krankenhaus seien.
 
Wir werden in den kommenden Tagen feststellen, dass die beiden Dünengebiete Erg Chegaga und Erg Chebbi touristisch quasi "überlaufen" sind - in der Sahara ein Begriff, der natürlich zu relativieren ist. Die wachsende touristische Infrastruktur in diesen Orten aber lockt immer mehr Offroad-Fans an, die mit ihren zwei- oder vierrädrigen Maschinen die Dünen zu bezwingen suchen. So ist man auch an solch entlegenen Orten niemals alleine. Nichts also für diejenigen, die absolute Einsamkeit und Stille suchen! Wir jedenfalls sind überglücklich, Mustafas Angebot nicht ausgeschlagen zu haben. Gemessen an dem exklusiven Erlebniswert, haben wir den für marokkanische Verhältnisse stolzen Preis von 200 Euro gerne ausgegeben! Eine Tour in Chegaga wäre trotz der genannten Begleitumstände sicher nicht billiger gewesen. 
Die Grenze zwischen Asphaltstraße und Piste in M′Hamid
M′Hamid 29°49′39″N 5°43′42″W ist das örtliche Tor zur Wüste: Hier endet die Nationalstraße N9, die aus Norden durch das Drâa-Tal hierher führt. In alle anderen Richtungen gibt es, wenn überhaupt, nur Pisten, von denen viele nicht kartografiert sind.
 
M'Hamid ist aber ein bedrohter Ort. Ganze Viertel im Süden sind unbewohnbar geworden, nachdem der Sand aus der Sahara die Bewohner buchstäblich aus ihren Häusern getrieben hat. Dieses Phänomen der "Desertifikation" schreitet unaufhaltsam fort, und die Menschen scheinen ihr schutzlos ausgeliefert zu sein. Sie setzen deshalb all ihre Hoffnungen in den Tourismus. Dass dieser ihr Leben aber gründlich verändern könnte, zählt verständlicherweise nicht zu ihren größten Sorgen.
 
Am Ausgang des Ortes Richtung Wüste fällt uns an einem Terrassencafé eine liebevolle Hommage an den französischen Schriftsteller und Flugpiloten Antoine de Saint-Exupéry auf. Der Autor des "Kleinen Prinzen" leitete Ende der 1920er Jahre einen Zwischenlandeflugplatz in ''Tarfaya 27°56′24″N 12°55′48″W, ca. 1000 km westlich von hier in der früheren Spanisch-Sahara gelegen. Im Antiatlas liest man den Namen "Saint-Exupéry" oder "Petit Prince" recht oft, offensichtlich ist er den Menschen positiv im Gedächtnis geblieben. 
Caféterrasse mit Referenz an den Kleinen Prinzen in M´Hamid
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Kasbah in Zagora mit dem legendären Hinweisschild nach Timbuktu
Wir verlassen M′Hamid noch am Nachmittag Richtung Norden. In Zagora sehen wir noch die Nachbildung eines legendären Hinweisschildes, das in Zeiten des Karawanenhandels mit den Sahel-Staaten die Reisenden über die Entfernung zum geheimnisvollen Timbuktu informierte: "Timbuktu 52 Tage".
 
 

Die Dünen bei Merzouga

 
Eine Touristenkarawane in den Dünen bei Merzouga
Die nächsten Tagen werden wir über die "Straße der Tausend Kasbahs" in den Osten fahren. Dort befinden sich die Städte Rissani und Erfoud 31°25′47″N 4°14′10″W, in deren südlicher Verlängerung der Oasenort Merzouga 31°6′18″N 4°1′15″W liegt. Hier erreicht man das Dünengebiet des Erg Chebbi. Es ist schon längere Zeit touristisch gut organisiert. So findet der Besucher in Merzouga eine große Auswahl an Herbergen, alle vermitteln Touren in die Dünen. Wir übernachten in der Herberge Riad Auberge Amazir 31°7′51″N 4°0′54″W, wo wir am Abend eine wirklich vorzügliche Harira-Suppe essen.
 
Das Anwesen wurde wie viele andere in der Umgebung dicht an die Dünen gebaut. Leider schreitet auch hier die Wüstenbildung fort, was dazu führte, dass der Poolbereich der Herberge bereits von den Sandmassen angegriffen wird. Die Besitzer kämpfen noch dagegen an, indem sie den Hintereingang mit einer Bretterwand sperren. Wie lange wird das aber noch helfen?  
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Hintereingang zur Herberge in Merzouga
 
Aber Merzouga punktet mit einer der höchsten Sanddünen Marokkos, die 160 Meter hohe Erg Chebbi. Sie ist kaum zu verfehlen, läuft die Asphaltstraße des Ortes doch direkt auf sie zu. Der kleine Parkplatz am Fuß der Düne ist voller Betriebsamkeit. 
 

Im Land der Kasbahs und Ksour

 
Eine "Kasbah" bezeichnete ursprünglich eine militärische Festung. Heute kann in Marokko eine Kasbah sowohl die repräsentative Lehmburg eines Berberfürsten sein, als auch das alte Lehmbauviertel innerhalb eines größeren Ortes. Diese Viertel waren im Atlasgebirge aus Stampflehm gebaut, oft von einer Mauer umgeben, und beherbergten die Verwaltung und andere wichtige Strukturen. Die meisten Kasbahs findet man bei Ouarzazate: an der "Straße der Tausend Kasbahs" in den Tälern des Dadès- und des Mgoun-Flusses sowie im Ounila-Tal. Manche Zeitgenossen gehen noch freier mit dem Begriff um und verstehen unter "Kasbah" alles was auch nur entfernt das Erkennungsmerkmal dieser Lehmkonstruktionen aufweist: also jeden lehmfarbenen viereckigen Turm, der oben mit Treppenzinnen verziert ist.
 
Isolierte Lehmdörfer dagegen, die über eine Wehrmauer und Wachtürme verfügen, um sich z.B. vor räuberischen Nomandenstämmen zu schützen, und aus ineinander verschachtelten Wohnburgen (Tighremt in der Berbersprache) bestehen können, nennt man "Ksour" (im Singular: "Ksar"). Ihre Entstehung ist älter als die der Kasbahs. In den Tälern des Atlas-Gebirges gibt es viele davon, vor allem im Drâa- (Zagora, Agdz), im Todra- (Tineghir, Tinejdad) und im Ziz-Tal (Rissani, Erfoud, Er-Rachidia). Ein einprägsames Beispiel ist das in 1150 Metern Höhe gelegene Ksar Tizourgane Ksar Tizourgane');">29°53′12″N 9°0′6″W nördlich von Tafraoute
Das einzigartige Bergdorf Ksar Tizourgane südlich von Tafraoute
 
Eine Kasbah als Lehmbauviertel lässt sich an der N9 an der südlichen Ausfahrt aus
Zagora'' besichtigen: Die kleine Lehmstadt Amezrou 30°18′30″N 5°49′27″W zerfällt zusehends, die alte Synagoge ist aber noch gut erhalten und zeugt von einer Zeit, als Juden und Araber bzw. Berber in derselben Siedlung lebten und arbeiteten. Die Juden, die nach der spanischen Reconquista mit den andalusischen Mauren hierher flohen, waren geschätzte Geschäftsleute und Goldschmiede. Sie wohnten oft in einem geschlossenen Viertel, dem Mellah, das seine Entsprechung im europäischen "Ghetto" hat. Ob zu ihrem eigenen Schutz oder zu ihrer besseren Kontrolle, sei dahin gestellt. Jedenfalls standen die Juden in Marokko über die Jahrhunderte hinweg unter dem verbrieften Schutz des Sultans. Sie verließen ihre Heimat erst nach 1948 in Richtung Israel, nachdem der neue Staat in der Diaspora massiv um Arbeitskräfte warb. Heute sieht man in Zagora keine Juden mehr. Auch der Thoraschrein in der kleinen Synagoge ist leer: Keine Rollen, keine Leuchter, kein ewiges Licht mehr!  
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Alte Synagoge in der Kasbah von Amezrou bei Zagora
 
Etwas weiter südlich von ''Zagora befindet sich der Sitz einer bekannten Sufi-Bruderschaft, der Zaouia Naciria 30°15′37″N 5°40′46″W in Tamegroute''. Unter den Seitenarkaden des prachtvollen Gebäudes halten sich Krüppel und Kranke auf und hoffen auf eine Wunderheilung. Dem Zentrum ist eine alte islamische Bibliothek angeschlossen, in der nicht nur wertvolle alte Koranabschriften aufbewahrt werden, sondern neben Rechtsabhandlungen und Gedichtsammlungen auch Übersetzungen altgriechischer Wissenschaftler, darunter eine mathematische Abhandlung des Pythagoras. Der 90-jährige Bibliothekar, der sich mit seiner Beinprothese von seinem Sohn im Rollstuhl durch den Saal schieben lässt, führt uns durch die ausgestellten Werke, und rezitiert uns zum Abschluss eine Sure aus dem Koran - wofür er am Ende stolze 40 DH Trinkgeld verlangt...  
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Zentrum des Sufi-Ordens Naciria in Tamgrout bei Zagora
 

Die Kasbah des Glaoui in Tamdakht

 
Beispiele für repräsentative Wehrburgen gibt es in der Gegend von Ouarzazate zuhauf. Die best erhaltenen von ihnen dienten schon als Kulisse in Hollywood-Großproduktionen. Vielen Pauschaltouristen ist die ''Kasbah Taouirt'' am Ostrand von Ouarzazate bekannt. Wir haben uns diesmal die weniger bekannte Kasbah des Paschas von Marrakesch in Tamdakht 31°5′6″N 7°8′42″W näher angeschaut. Ihre Geschichte ist aufschlussreich. Thami El-Glaoui, dessen Berberstamm seit Ende des 19. Jahrhunderts faktisch über Südmarokko herrschte, war unter dem französischen Protektorat (1912-1956) Pascha von Marrakesch und unterstützte die Kolonialpolitik der Franzosen aktiv, indem er deren rücksichtsloser Vollstrecker war. Kein Wunder, dass der Name "Glaoui" den Berbern in sehr schlechter Erinnerung ist. Er ließ mehrere Kasbahs prachtvoll ausbauen, einige neu errichten und andere beschlagnahmen. Eine von ihnen steht in der Oase ''Tamdakht'' im Ounila-Tal und gehörte bis 1900 einem Widersacher des "Glaoui". Die imposante Burg wurde nach der Unabhängigkeit Marokkos und dem Tod El-Glaouis im Jahre 1956 jedoch aufgegeben und dem Verfall preisgegeben. Sechzehn Jahre später sollte sie aber vorübergehend eine ganz besondere Verwendung erfahren. 
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Die Kasbah Tamdaght bei Ouarzazate
Im Jahre 1972 entkam König Hassans II. von Marokko knapp einem Attentat. Der Anführer des missglückten Putsches war schnell ausgemacht und kein Geringerer als des Königs Verteidigungsminister, General Mohamed Oufkir, ein gebürtiger Berber. Der König machte mit seinen Widersachern kurzen Prozess: Der General wurde sofort erschossen, seine Komplizen verschwanden für immer in Geheimgefängnissen, wo sie über Jahre gequält wurden. Am Ende musste sogar seine Familie für ihn büßen: König Hassan ließ die Vitwe des Generals samt ihrer sechs Kinder spurlos verschwinden. Da half es auch nicht, dass die jüngste Tochter noch keine drei Jahre alt war und die älteste, Malika, damals zwanzig, einmal von König Mohammed V., Hassans Vater, adoptiert und im Palast wie eine Prinzessin erzogen worden war. Viel später erfuhr die Welt, dass die Familie fast zwanzig Jahre lang in geheimen Kerkern in der Wüste ausharren musste. Die ersten Monate ihres Martyriums verbrachte die Familie Oufkir in einem Trakt der besagten Kasbah des Glaoui in Tamdakht 31°5′6″N 7°8′42″W, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen inmitten von Skorpionen und Ratten hausen musste. Fenster und Türen, die nach außen zeigten, ließ man eigens zu diesem Zweck zumauern. Eine weitere Station der Oufkirs war der Ort Taznakht 30°34′40″N 7°12′17″W, ein Zentrum der Teppichweberei, von hier kommen die "Berber-Teppiche" (frz.: "Tapis berbères"). In ihrem Buch "Die Gefangene - ein Leben in Marokko" erzählt Malika Oufkir von der Gefangenschaft ihrer Familie.
 
 

Das Ksar Aït Ben Haddou

 
Eins der best erhaltenen "Ksour" im Süden Marokkos ist das Ksar Aït Ben Haddou 31°2′49″N 7°7′48″W. Es liegt nördwestlich von Ouarzazate am Fuße des Hohen Atlas und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Es wurde schon oft von der Filmindustrie als Kulisse genutzt, in Filmen wie "Jesus von Nazareth", "Lawrence von Arabien", "Gladiator", "Sodom und Gomorrha", "Himmel über der Wüste" und zuletzt "Games of Thrones". 
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Das befestigte Dorf Aït-Ben-Haddou nördlich von Ouarzazate
Obwohl das Ksar noch bewohnt ist, mutiert es immer mehr zum großen Freilichtmuseum, und die Frage stellt sich, wie lange die fragile Konstruktion den Ansturm der Touristen noch aushalten wird.
 
 

Marabout und Friedhöfe

 
In der Nähe mancher Dörfer sieht man isolierte, weiße oder erdfarbene Kuppelbauten aus Stein. Es sind sogenannte ''Marabout, Grabstätten lokaler Heiliger (ebenfalls "Marabout" genannt), denen die Dorfbewohner besonders verbunden waren. Es handelt sich meist um Persönlichkeiten des Sufi-Ordens, einer Tradition der islamischen Mystik. Oft findet man neben einem Marabout'' einen muslimischen Friedhof. Er besteht aus aufgerichteten Steinen oder Steinplatten, die paarweise jeweils über dem Kopf und über den Füßen des Toten aufgestellt sind. Sie sind so ausgerichtet, dass die Körperachse mit dem Kopf nach Mekka zeigt. 
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Friedhof mit Marabout bei Tadakoust im Antiatlas
 
 

Im Tal der Rosen

 
Die Nationalstraße N10 von Ouarzazate 30°55′10″N 6°53′56″W in Richtung Osten führt durch das Dadès-Tal. In El-Kelâa-M′Gouna 31°14′13″N 6°7′40″W machen wir einen Abstecher in das Tal des M′Goun-Flusses, das besser bekannt ist unter dem Namen "Vallée des Roses" (Tal der Rosen), weil sich hier die Distillerien von Rosenwasser aneinander reihen. Nur, Rosenstöcke sieht man zunächst keine! Der Grund dafür ist, dass in dem fruchtbaren Tal vor allem Obst-, Gemüse- und Getreide angebaut wird. Das Besondere: Die einzelnen Anbaufelder sind mit Hecken aus Rosenstöcken gechützt. Und zur Zeit der Rosenblüte im April/Mai soll sich der Rosenduft über das ganze Tal legen... Die Rosen werden dann gepflückt und zu Rosenwasser weiterverarbeitet. Sehr malerisch ist das Tal aber auch außerhalb der Erntezeit!  
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Im Tal der Rosen bei Kelâa M′Gouna
 
 

Fazit

 
Der Süden Marokkos wird von Deutschen vergleichsweise wenig bereist. Schade eigentlich für sie! Denn mit seinen zerklüfteten Bergen, seinen grünen Oasen, Terrassengärten und Palmenhainen, seinen malerischen lehmfarbenen Burgen und Dörfern und seinen endlosen Wüstenlandschaften am Rande der Sahara bietet der Antiatlas eine einzigartige Vielfalt an landschaftlichen Reizen. Aber auch kulturell kommt ein Besucher auf seine Kosten: Die einzigartige Kultur der Schlöh, deren Gastfreundschaft sprichwörtlich ist, ist noch überall lebendig, weil die Berber sich mehr als andere Völker dem Einfluss ihrer Eroberer (Araber und Franzosen) entzogen haben.  
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Geschwisterpaar im Antiatlas
Schade aber auch für die Berber! In einer Gegend, die ohnehin arm an fruchtbaren Böden ist, sind die Menschen plötzlich mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert, mit schlechteren Ernten und Wüstenbildung. Um zu überleben, setzen da viele ihre Hoffnungen in den Tourismus. Er könnte der Wirtschaft in der Tat neue Impulse geben.
 
Gleichzeitig ist man bemüht, neue Wege in der Landwirtschaft zu gehen. Weil die eingeführten Nutzpflanzen dem trockenen Klima nicht standhalten, besinnt man sich zunehmend endemischer Pflanzen. Bisher nutzte man sie lediglich als Tierfutter oder als Heilkräuter. Heute versucht man einige Wildpflanzen zu kultivieren und industriell zu verwerten. So gewinnt etwa die Kaktuspflanze wieder an Bedeutung: Während man bisher nur ihren Feigen etwas abgewinnen konnte, ist neuerdings bekannt geworden, dass sich auch ihre "Ohren" zu einem nährstoffreichen Brei weiterverarbeiten lassen. Wie schön, wenn solche Initiativen von einem nachhaltigen Tourismus flankiert würden! 
Kaktusfeigen bei Guelmim im westlichen Antiatlas
 
Wir haben inzwischen 7000 Kilometer zurückgelegt. Weitere 3000 liegen noch vor uns: für die Heimfahrt. Wir folgen soweit das geht der Atlantikküste und wagen einen Abstecher in das veränderte Marrakesch. Lesen Sie dazu die folgenden Berichte.
 
Entlang der Atlantikküste - eine historische und kulturelle Einordnung
 
Marrakesch rund um den Jemâa El-Fna
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